Afrika – Rock Pigeon

Über 10 Jahre in Folge, immer an das gleiche Ziel:
Südafrika, genauer gesagt die Provinz „Free State“ und noch genauer gesagt das Umland von Welcome. Da muss man sicherlich von Wiederholungs-täterschaft reden.
Nun wie wir alle wissen und auch gerne zugeben: Flugwildjäger sind anders! Wir, eine ab und zu leicht wechselnde Gruppe von 8-10 Flintenjüngern, betrachten diese Reise als ein Highlight des Jahres.

Unser Ziel:   The best flying game bird: The Rock Pigeons

Zur Erklärung:
(wörtlich übersetzt heißt der Vogel Felsentaube)
Diese Spezies ist sicherlich der bestfliegenste, „game bird“der Welt. Eine Taube, in etwa so groß wie unser Wald- oder Ringeltaube, blau bis anthrazit im Gefieder, mit weißen Tupfen auf den Schwingen und rotumrandeten Augen. Diese Vögel sind im Feld eine wahre Plage. Ihre unvorstellbar großen Vorkommen sind in der Lage die lokale Ernte, überwiegend Sonnenblumen und Erdnüsse, locker um 30-40% zu reduzieren. Ihre Population wächst stetig, da sie rund um das ganze Jahr, alle sechs Wochen pro Elternpaar, zwei Küken aufziehen.

Ein weiterer der Punkt, der uns zu Wiederholungstätern hat werden lassen, ist der, dass wir unserem Schützenaffen auf diesen Reisen so richtig Zucker geben können. Nur die charakterschwachen Schützen in der Gruppe verschießen am Tag weniger als 1000 Patronen. Die Jagd mit solch großen Strecken ist höchst anspruchsvoll und hat den positiven Begleiteffekt bezahlbar zu sein. Alle erlegten Rockies werden eingesammelt und einer Verwertung zugeführt, anders als in Argentinien, wo die Schlachtfelder abgekalkt werden müssen, um nicht zu sehr zu stinken. 

Über die Trefferquote schweigt der Gentleman, denn es ist hinreichend bekannt, dass selbst ausgezeichnete Schützen selten eine 1:2 Quote erreichen!
Wenn diese Tauben im Anflug mit SPEED kommen und man unvorsichtig die Mündung auf 70 Meter Distanz hebt, kann man Luftkapriolen vom Allerfeinsten beobachten. Diese Vögel sind nämlich in der Lage, den tödlichen, heranfliegenden Schrotgarben, akrobatische Flugmanöver entgegen zu setzen. Ich habe bei entsprechenden Lichtverhältnissen gesehen, dass Rockies den anfliegenden Pellets ausweichen.
Zumindest versuchen Sie es!
Loopings, Rollen-, Sturz- und Steigflüge, all das gehört zu ihrem Repertoire.

Aus unsere Erfahrung heraus und der leichteren Munitionsbeschaffung zuliebe, schießen wir in der Gruppe überwiegend Patronen im Kaliber 12, No.:6, 30 g , mit einer V0 von gut 400 m/s! Das Kaliber 20 ist ebenfalls hervorragend geeignet, aber die Munitionsbeschaffung gestaltet sich auf dem schwarzen Kontinent deutlich schwieriger, wenngleich sie bei entsprechender Planung durchaus möglich ist. Unsere Munition ordern wir gute drei Monate im Voraus, um so bösen Überraschungen und unkalkulierbaren Preissprüngen vorzubeugen.

Die Jagdzeit auf Rockies ist das ganze Jahr, wobei es in den Monaten April, Mai und Juni am erfolgversprechendsten ist. Ebenso kann der Februar riesige Strecken bereithalten. Alles hängt davon ab, wie die Niederschläge fallen und die daraus resultierende Erntereife der Sonnenblumenfelder ist. Wir versuchen optimalerweise, gegen Anfang April für 8 Tage die Reise anzutreten. Dieses Zeitfenster ist deshalb optimal, weil Oster,- und Schulferien die Planung leichter machen. So kann die nachwachsende, junge Generation mit von der Partie sein und aus einer Jagdreise wird ein Familien Event. 

Meine Tochter Mathilde zum Beispiel ist immer mit großer Begeisterung und eigene Flinte dabei. 

Sechs volle Flugwildtage erwarteten uns, Ein wirklicher Luxus in meinen Augen. Voller Vorfreude und Spannung sind die Tage vor der Abreise. Als alte (Langstreckenflug-)Hasen, sichern wir uns rechtzeitig über die Lufthansa die Economy Plus Tickets für unseren Nachwuchs, sofern mit von der Partie. Auch für junge Menschen sind Übernachtflüge in der Holzklasse eine Tortur.
Die Business Class ist für die Erwachsenen zu empfehlen, schließlich machen wir das ja auch nicht jede Woche, sondern nur einmal im Jahr. Die Tickets buchen wir üblicherweise mit Hilfe der über das Jahr gesammelten Kreditkartenbonuspunkten unserer Miles & More Karten. So wird die Anreise etwas günstiger und ist in einer erschwinglichen Dimension. Bei den 10 Stunden Flugzeit sollte das jeder für sich im Vorfeld abwägen und dann entscheiden, ob ihm die Annehmlichkeit den Mehrpreis wert ist. Wir werden  leider auch älter und  ein gewisser Reisekomfort ist wichtig, um nicht die ersten Tage vor Ort zur Regeneration vergeuden zu müssen. Schließlich müssen wir im Feld leistungsfähig mit der Flinte sein. 

Unser Abflug ist so geplant, dass wir an einem Samstagabend die Maschinen steigen und am frühen Sonntagmorgen in Johannesburg ankommen. Trotz Business Class sind wir alle bei der Ankunft relativ gebügelt. Von der Gepäckausgabe geht es gleich zum Meeting Point:  Der Waffenausgabe. Dort erwartete uns bereits unser Berufsjäger und sein Team, sowie ein MISTER X, super hilfreich im Umgang mit den lokalen Sheriffs!!!!
In Rekordzeit haben wir unsere Waffen und können uns sofort zum Parkplatz begeben um von dort aus, die vierstündige Weiterfahrt zu unserem Zielort anzutreten. Bei dem ersten und einzigen Zwischenstopp für einen kleinen Snack, eine Erfrischung, kam mir zum ersten Mal ein Motto unter, dass ich sofort für unsere Reisen annektiert hatte. Ich musste herzlich darüber schmunzeln!
Auf einem Werbeschild an der Tanke stand:


                   “You can’t buy happiness but you can buy ice cream”

Nun, nach vierstündiger Fahrt, haben alle einen rechten Winkel im Allerwertesten.  An unserem Zielort, der Farm angekommen, werden die Zimmer, alle „en Suite“, zugeteilt. Der Rest des Sonntags ist der Erholung gewidmet, denn nach der ersten Nacht auf der Farm erwartet uns der erste von sechs vollen Flugwildtagen.

In Schnitt kann jeder Schütze mit einem Munitionsverbrauch von 3500 bis 7000 Patronen rechnen. Das ist absolut kein Muss, wem das zu viel ist der schießt eben weniger oder macht gar einen Tag Pause und versucht auf der Pirsch einen alten Warzenschweinkeiler oder auf eine andere Wildart, die Ihm Freude macht aus der Gruppe der Plains Game erfolgreich zu jagen. Wenn die Rockies fliegen, das wissen wir aus der Erinnerung des Vorjahres noch sehr gut, ist es ein abenteuerliches Spektakel.
So kommen Sie morgens häufig im ersten Licht, tief wie ein Harrier Jets, in einem Meter Höhe über dem Boden Frontal auf die Schützen Kette mit unglaublichem Speed zu , trennen sich dann plötzlich  in alle Richtungen 25 meter vor einem auf. So sehr man sich auch bemüht Querreiter Tauben einzeln und gezielt zu beschießen, ist es nahezu unmöglich, und erfordert damit es gelingt einiges an Erfahrung und Übung.
Bei vollem Zug auf der Führhand und viel, sehr viel Schwung auf diese Querreitern wird man feststellen, dass häufig die letzte Taube getroffen zu Boden geht, wenn man auf die erste in der Taubenperlenkette gedrückt hatte. Es bedarf voller ein bis zwei Tage Eingewöhnungszeit, um die Auge-Hand-Koordination auf die unglaubliche Fluggeschwindigkeit dieser artistisch fliegenden Vögeln einzustellen!

Neben dem tiefen Konturenflug decken Rockies jede denkbare Bandbreite im Flugverhalten ab. Besonders spektakulär ist es, wenn sie mit unvorstellbarem Speed, je nach Wind , in Höhen zwischen 60 und 100 m über Kopf fliegen. Zwischen diesen beiden Extremen ist alles möglich und macht den Reiz und die Besonderheit dieser Flugwildart aus .

Ich kann mich an Momente des absoluten Glücks erinnern, in denen ich in 3 Stunden und 10 Minuten 750 Patronen verschossen habe und 5l Wasser getrunken habe ohne ein einziges Mal … gemacht zu haben. Überglückliche und total erschöpfte Schrotschützen standen oft an meiner Seite. Bei 35 Grad im Schatten ist es so anstrengend, physisch wie mental , dass jeder von uns freiwillig um 22.00Uhr in sein Bett gegangen ist, um sich am nächsten Tag erneut den Herausforderungen zu stellen und ihnen (fast) gierig entgegen zu blicken.

Das Motto des Anfangs,

You can´t buy happiness but you can buy ice cream!

machen wir jedes Jahr zu dem unseren!

Sonntags heißt es dann wieder packen und Heimreisen. Das ganze eben rückwärts.

Auf ein Neues nächstes Jahr…. vielleicht!

Schreibe einen Kommentar